Warum ich lieber vorne gehe und ihr trotzdem Chef bleibt

Warum ich so gern vorn laufe? Weil dort mein Arbeitsplatz ist. Ich scanne, ich sortiere, ich halte Ausschau. Das hat nichts mit „Chef spielen“ zu tun, sondern mit Jobbeschreibung. Und falls ihr mal mit mir am Feldweg unterwegs seid, sieht das so aus …

 
Gubacca, Cartoonhund im festen Collagenstil von „Gubacca erklärt die Welt“

Die Vorhut

Spaziergang am Feldweg. Bine läuft, ich laufe – nur eben ein paar Meter vorn. Nicht weit, keine Leine auf Spannung, einfach vorn. Plötzlich bleibe ich stehen, drehe den Kopf zurück. „Na, was ist denn?“ höre ich von hinten. Für mich ist die Sache klar: da vorne hat sich im Wind etwas bewegt. Nichts Dramatisches, aber erwähnenswert. Also checken, abwägen, weitergehen.

Viele Hundetrainer würden an dieser Stelle sagen: „Hund gehört nicht nach vorn, er verliert die Orientierung am Menschen.“ Stimmt manchmal – vor allem, wenn einer mit strammer Leine den Weg pflügt. Aber ich bin kein Pflüger. Ich bin Vorhut. Mein Job ist Überblick.

Übersetzt:

  • Vorne sein ist für mich nicht „Chef spielen“.
  • Vorne sein ist: sehen, melden, prüfen.
  • Eure Aufgabe bleibt: entscheiden.

Und genau das ist der Punkt: Wer die Führung klar behält, kann mich ruhig vorn gehen lassen. Ich nutze meine Anlagen, bleibe aber im Funkkontakt. Ein Blick, ein Signal – und ich falle zurück. Vorn ist mein Arbeitsplatz, nicht mein Thron.


Dominanz? Langweilig. Kompetenz? Ja bitte.

Neulich, beim Spaziergang im Wohngebiet: Ich vorneweg, Bine hinter mir. An der Ecke taucht plötzlich ein anderer Hund auf. Kurz bleibe ich stehen, checke die Lage, Ohrenspiel auf Empfang. Von hinten kommt ein klares „Weiter“. Also weiter. Kein Drama, kein Krawall.

Für Außenstehende sieht’s vielleicht so aus: „Der Hund bestimmt das Tempo.“ Falsch gedacht. Ich habe nur kurz meinen Job gemacht: prüfen, sortieren, melden. Entscheidung? Lag bei Bine.

Und hier liegt der Unterschied:

  • Dominanz wäre: Ich entscheide allein, ziehe hin, blockiere euch.
  • Kompetenz heißt: Ich nutze meine Fähigkeiten, lasse mir aber die Richtung ansagen.

Ich mag Menschen, die wissen, was sie wollen. Wenn ihre Ansage Sinn ergibt, folge ich gern – manchmal sogar beim ersten Mal. Wenn sie durcheinanderfunken, teste ich, ob sich mein Eindruck bestätigt. Nicht aus Trotz. Aus Berufsehre.


Wann ich gern abgebe

Sonntagsspaziergang, schmaler Waldpfad. Normalerweise gehe ich vorn – klarer Blick, Nase im Wind. Dann höre ich hinter mir: „Bei mir.“ Ein kurzer Moment, ich verlangs ame, lasse Bine aufschließen. Jetzt trotte ich an ihrer Seite. Ein zweites Kommando: „Hinter.“ Also gehe ich hinter ihr, schaue auf Rücken und Schultern.

Für mich ist das kein Machtverlust. Es ist ein Rollenwechsel. Mal Vorhut, mal Begleiter, mal Nachhut. Alles Teil desselben Jobs. Wichtig ist: Ich verstehe die Ansage – und sie bleibt konsequent.

Übersetzt:

  • Vorn gehen ist mein Standard.
  • Neben oder hinter euch gehen sind Sonderaufträge.

Beides funktioniert, solange die Kommunikation klar bleibt. Das ist nicht Niederlage oder Rangordnungsspiel. Das ist Zusammenarbeit.

 

Warum das typisch Gos ist

Abzweigung am Feld: Links der schmale Wiesenpfad, rechts der breite Schotterweg. Ich laufe ein Stück voraus, bleibe mitten im Abzweig stehen und schaue zurück. Blick links, Blick rechts, dann zu Bine. „Na, was nehmen wir?“ steht in meinem Gesicht.

Cartoonzeichnung von Gubacca im bekannten Serienstil. Er steht an einer Weggabelung und schaut mit fragendem Blick über die Schulter zurück

Für Außenstehende wirkt das vielleicht wie Zögern. Für uns ist es Absprache. Ich habe die Optionen geprüft, sie gibt das Go. Und genau das ist typisch Gos: Wir waren nie dazu da, blind hinterherzutrotten. Unser Job war immer: sehen, ordnen, entscheiden – und ja, dafür geht man gern mal vor.

Übersetzt:

  • Vorne sein ist Überblick, nicht Übermut.
  • Fragen gehört zum Job. Antworten zum Miteinander.

So wird aus „Hund geht vor“ kein Machtspiel, sondern das, was wir am besten können: Zusammenarbeit im Team.

 

Fazit

Also, ob ich vorne, neben dir oder hinter dir gehe – das ist gar nicht die Frage. Wichtig ist, dass wir uns verstehen. Ich will Überblick, du willst Richtung. Passt zusammen wie Pfote und Abdruck.

Wenn ich also wieder ein paar Meter vorn bin: Keine Sorge. Ich laufe nicht davon. Ich arbeite nur schon mal vor. Schließlich braucht jeder gute Chef einen Mitarbeiter, der mitdenkt.

Bine

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