Gos d’Atura – zwischen Eigenwillen und Empathie:

Was den Charakter dieser Rasse wirklich ausmacht

Hätte ein Hund die Eigenschaft „selbstständig“ erfunden, es wäre mein Gubacca gewesen. Schon als Welpe zeigte er eine ganz eigene Art, mit dem Leben umzugehen: Während sein Bruder Gustav fröhlich raufend durch die Wurfkiste rollte, entschied Gubacca sich für ein kleines Nickerchen, möglichst weit weg vom Geschehen. Diese Strategie hat er bis heute perfektioniert. 


In Situationen, die ihm nicht passen, zieht er sich zurück. Oder bleibt einfach sitzen. Im Agilty-Tunnel. Auf der Wiese. Oder exakt zwei Meter vor dem Kofferraum, in dem er angeblich nicht mehr hineinspringen kann. Spoiler: Er kann. Aber ich hebe ihn natürlich trotzdem rein. Die Bandscheiben werden es mir später danken oder eben nicht.

Selbstständig, aber nicht stur – ein Unterschied mit Folgen

Viele verwechseln Selbstständigkeit mit Sturheit. Aber ein Gos d’Atura denkt nicht in Trotzreaktionen. Er denkt einfach selbst. Und entscheidet dann, was sich aus seiner Sicht lohnt. Unsere erste Hundetrainerin brachte Gubacca fast zur Verzweiflung. Nicht weil er nicht „wollte“, sondern weil er es schlicht nicht einsah. Agility war ihr Vorschlag, nicht seiner. Also verschwand er im Tunnel... ganz friedlich, ganz entschlossen. Nur raus kam er erstmal nicht mehr.

Die hohe Kunst des Aussitzens

Heute braucht er keinen Tunnel mehr. Er sitzt. Und wartet. Und guckt mich so lange nicht an, bis ich selbst aufgebe. Ich habe wirklich selten einen Hund erlebt, der so beharrlich nichts tut. Und das meine ich im besten Sinne. Denn der Gos d'Atura ist kein Hund, der in blinden Aktionismus verfällt. Er beobachtet. Er wägt ab. Und er entscheidet nicht nach Schema F, sondern nach Situation.

Reaktivität auf vier Pfoten

Gleichzeitig ist da diese unfassbare Reaktionsgeschwindigkeit. Wenn draußen etwas passiert, sei es ein knisterndes Blatt, ein rennendes Kind oder ein hupendes Auto, Gubacca ist in Sekundenbruchteilen voll da. Und das ist kein Zufall: Dieser Katalanische Hütehund wurde dafür gezüchtet, blitzschnell auf Veränderungen zu reagieren, um die Herde zu schützen. Nur dass „die Herde“ heute oft wir sind  oder der eigene Ruhepuls.

Feinsinnig und verantwortungsbewusst

Gubacca spürt alles. Stimmungen, Spannungen, Unsicherheiten. Und er handelt danach. Wenn ein anderer Hund ängstlich ist, bleibt Gubacca ruhig und schafft Abstand. Wenn ich angespannt bin, übernimmt er. Nicht aggressiv, aber wachsam. Diese Verantwortung übernimmt ein Gos d' Atura nicht, weil er führen will, sondern weil er muss. Zumindest in seinen Augen. Und das macht die Beziehung zu dieser Rasse so besonders  und so anspruchsvoll.

Stur? Vielleicht. Charmant? Auf jeden Fall.

Natürlich gibt es auch diese Momente. In denen ein Grashalm stundenlang analysiert werden muss. In denen zwei Meter Kofferraum-Distanz unüberwindbar erscheinen. Aber ist das wirklich stur? Oder einfach konsequent im Ausdruck eigener Bedürfnisse? Ich bin geneigt, es ihm durchgehen zu lassen. Meistens. (Also fast immer.)


Fazit: Kein Anfängerhund – aber ein Charakterhund

Der Gos d’Atura ist kein Hund, den man sich einfach „mal so“ anschafft. Er ist kein Mitläufer, kein Befehlsempfänger, kein Schoßhund. Aber er ist loyal, sensibel, klug  und voller Überraschungen. Wer ihn versteht, gewinnt einen Partner, der nicht einfach folgt, sondern mitdenkt. Und manchmal auch einfach sitzen bleibt.

Zusammen mit Gubacca versuche ich, diesen Charakter zu entschlüsseln. Eine Facette nach der anderen. Heute war es der Anfang. Der Rest folgt hier auf dem Blog. Goslogisch eben.


Bildnachweis: Beide Bilder wurden mit KI-Sora generiert.

Bine

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